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Was dir wirklich fehlt - Emotionale Auslöser erkennen & benennen.

Emotionales Essen ist ein Ventil – nicht das eigentliche Problem.


Viele Menschen essen, obwohl sie keinen körperlichen Hunger verspüren. Der Magen ist voll, aber das Herz ist leer. Was fehlt, ist oft kein Nährstoff – sondern eine emotionale Antwort. Essen wird zum Beruhigungsmittel, zur Ablenkung oder zum Ersatz für Nähe. Doch solange das eigentliche Bedürfnis nicht erkannt wird, bleibt das Essverhalten der einzige (wenn auch kurzfristig wirksame) Weg zur Selbstregulation.


Emotionales Essen ist ein Ventil – nicht das eigentliche Problem.
Emotionales Essen ist ein Ventil – nicht das eigentliche Problem.

Wie Emotionen unser Essverhalten steuern


Unser Gehirn reagiert nicht nur auf Hunger – sondern auch auf Gefühle, Reize, Erwartungen und Erinnerungen.


Wenn wir Traurigkeit, Stress, Frustration oder Leere empfinden, aktiviert sich das limbische System – insbesondere die Amygdala. Diese Hirnregion verarbeitet emotionale Reize und bereitet den Körper auf Reaktion vor. In solchen Momenten wird der Wunsch nach Essen nicht durch Energiebedarf ausgelöst, sondern durch das Bedürfnis nach Linderung.


Studien zeigen: Schon allein das Betrachten emotional aufgeladener Bilder erhöht bei vielen Menschen die Aktivierung von Belohnungszentren im Gehirn – inklusive gesteigerten Appetits (Sescousse et al., 2013).


Auch bildgebende Verfahren wie fMRT belegen, dass emotionale Belastung die Reaktion auf Nahrungsreize deutlich verstärkt – besonders bei Menschen mit einer Tendenz zu emotionalem Essen (Bohon, 2017).




Typische emotionale Auslöser


Emotionales Essen kann viele Gesichter haben. Die zugrunde liegenden Emotionen bleiben oft unbenannt – stattdessen entsteht nur der Impuls zu essen. Doch wer diesen Impuls versteht, kann ihn Schritt für Schritt verwandeln.


Hier sind häufige Auslöser, die sich in der Forschung und in der Praxis zeigen:



  1. Frustration und Kontrollverlust

Wenn wir das Gefühl haben, den Anforderungen nicht zu genügen, entsteht innerer Druck. Essen wird zur Form von Kontrolle – oder Rebellion.


„Jetzt ist es eh egal – ich esse einfach.“


  1. Einsamkeit und emotionale Leere

Essen kann (scheinbar) Wärme und Verbindung geben, wenn echte Bindung fehlt. Studien zeigen: Soziale Isolation fördert insbesondere das Verlangen nach energiedichten, tröstenden Lebensmitteln (Baumeister & Leary, 1995).



  1. Langeweile und Reizarmut

In Momenten ohne klare Struktur oder Beschäftigung sucht das Gehirn nach Stimuli – Essen bietet einen leicht verfügbaren Reiz.



  1. Erschöpfung und Überforderung

Wenn mentale oder emotionale Ressourcen erschöpft sind, sinkt die Fähigkeit zur Selbstregulation – Essen wirkt dann wie ein Sofortpflaster.



  1. Scham, Selbstzweifel und Unsicherheit

Negative Selbstbilder fördern emotionales Essen besonders häufig – es entsteht ein Teufelskreis aus Ablehnung, kurzfristiger Linderung und erneuter Enttäuschung (Macht, 2008).




Der Zusammenhang mit Emotionsregulation

Menschen, die Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen wahrzunehmen oder zu benennen (z. B. durch Alexithymie), neigen laut Studien deutlich häufiger zu emotionalem Essen (van Strien et al., 2013; Pinaquy et al., 2003).


Die Fähigkeit, Gefühle differenziert wahrzunehmen – sogenannte emotionale Granularität – wird in neueren Untersuchungen als Schlüsselressource gesehen:


Je feiner ein Mensch zwischen Traurigkeit, Frustration oder innerer Unruhe unterscheiden kann, desto leichter fällt es ihm, adäquat zu reagieren (Barrett et al., 2001).

Diese Fähigkeit ist trainierbar – und ein wichtiger Bestandteil psychotherapeutischer Arbeit, etwa in der Emotionsfokussierten Therapie (EFT) oder in der achtsamkeitsbasierten Verhaltenstherapie.




🛠️ Therapeutischer Impuls: „Was brauche ich – wirklich?“

Statt sich auf das Verhalten (z. B. Schokolade essen) zu fokussieren, lohnt sich ein Blick tiefer. Stelle dir folgende Fragen, sobald du einen Drang zum Essen verspürst – ohne körperlichen Hunger:


  1. Was fühle ich gerade genau?

    (→ z. B. gereizt, leer, nervös, traurig, ausgelaugt)

  2. Was könnte ich eigentlich brauchen?

    (→ z. B. Ruhe, Bestätigung, Nähe, ein Nein sagen dürfen, ein Moment für mich)

  3. Gibt es Alternativen zum Essen, um dieses Bedürfnis zu erfüllen?

    (→ z. B. Kontakt, Bewegung, ein kurzer Spaziergang, Journaling, eine Pause)



Diese Fragen fördern nicht nur das Bewusstsein – sie aktivieren auch den präfrontalen Cortex, der für reflektiertes Entscheiden zuständig ist. So schaffst du in emotional aufgeladenen Momenten einen heilsamen Abstand zwischen Impuls und Handlung.




💬 Fazit: Gefühle benennen – Bedürfnisse versorgen


Emotionales Essen ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist eine Strategie, mit innerem Druck oder Leere umzugehen – oft die einzige, die uns zur Verfügung steht.

Doch du kannst neue Wege lernen. Und du musst das nicht allein tun.


📍 In meiner Ernährungstherapie arbeiten wir gemeinsam an genau diesen Fragen:

Was brauchst du wirklich – und wie kannst du dir das geben, ohne dich selbst zu übergehen?






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