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Die Darm-Hirn-Achse – Wie sich emotionales Essen auf deine Darmgesundheit auswirkt.

Was ist die Darm-Hirn-Achse?

Die Darm-Hirn-Achse (GBA: gut-brain axis) beschreibt die bidirektionale Kommunikation zwischen dem zentralen Nervensystem (ZNS), dem enterischen Nervensystem (ENS) im Darm und dem Mikrobiom. Diese Kommunikation findet über neuronale, hormonelle und immunologische Signalwege statt – allen voran über den Vagusnerv, unser wichtigstes vegetatives Steuerungssystem.

Die Achse ist keine Einbahnstraße: Nicht nur das Gehirn beeinflusst den Darm – auch das Mikrobiom hat über Stoffwechselprodukte direkten Einfluss auf Stimmung, Verhalten und Appetit (Cryan et al., 2019).

Emotionales Essen und Darmgesundheit.
Die Darm-Hirn-Achse ist keine Einbahnstraße.

Wie genau kommunizieren Darm & Gehirn?

Neuronal: über den Vagusnerv

  • Der Nervus vagus ist die wichtigste Verbindung zwischen Bauch und Gehirn.

  • Er überträgt Informationen über Entzündungen, Dehnungsreize, Darmbewegung und mikrobielle Stoffwechselprodukte.

  • Seine Aktivität beeinflusst die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Serotonin, Dopamin und GABA – allesamt zentral für unsere Emotionen und unser Essverhalten.



Studien zeigen: Eine verminderte Vagusaktivität ist mit Depressionen, Angststörungen und funktionellen Darmbeschwerden assoziiert (Bonaz et al., 2013; Breit et al., 2018).

Hormonell: über die HPA-Achse

  • Die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) ist das zentrale Stressreaktionssystem.

  • Chronischer Stress verändert die Darmdurchlässigkeit, fördert Entzündungen und moduliert die Zusammensetzung des Mikrobioms (Moloney et al., 2016).

  • Umgekehrt können bestimmte Bakterien (z. B. Bifidobacterium longum) die Cortisolausschüttung hemmen und angstlösende Effekte erzeugen.



Immunologisch & metabolisch

  • Das Mikrobiom produziert Neurotransmitter-Vorstufen (z. B. Tryptophan für Serotonin) und kurzkettige Fettsäuren (z. B. Butyrat), die auf das Gehirn wirken.

  • Entzündliche Signale aus dem Darm (z. B. durch ein „Leaky Gut“) können zu neuroinflammatorischen Prozessen beitragen – ein möglicher Risikofaktor für Depressionen (Dinan & Cryan, 2017).



Der Bauch als emotionales Steuerungszentrum

Etwa 70–80 % der Immunzellen und über 500 Millionen Nervenzellen befinden sich im Darm. Dieses sogenannte enterische Nervensystem (ENS) wird oft als „zweites Gehirn“ bezeichnet – zu Recht:

  • Es kann unabhängig vom Gehirn Verdauungsvorgänge steuern.

  • Es reagiert hochsensibel auf psychische Belastung – und speichert emotionale Erfahrungen regelrecht mit.

  • Veränderungen im Mikrobiom können sich direkt auf das emotionale Erleben auswirken – etwa durch veränderte GABA- oder Serotonin-Spiegel (Strandwitz, 2018).



Menschen mit Reizdarmsyndrom zeigen in funktioneller Bildgebung häufig eine verstärkte neuronale Aktivierung in Hirnarealen, die mit Angst und Schmerzverarbeitung assoziiert sind (Tillisch et al., 2012).


Was bedeutet das für emotionales Essen und deine Darmgesundheit?

  • Ständiger Stress und emotionale Belastung verändern das Mikrobiom (weniger Diversität, mehr entzündungsfördernde Keime).

  • Dies beeinträchtigt Neurotransmitterproduktion, erhöht die Darmpermeabilität und senkt vagale Aktivität.

  • Die Folge: Emotionen werden schwerer reguliert, die Stimmung verschlechtert sich – emotionales Essen als Selbstregulation wird wahrscheinlicher.

  • Diese Veränderungen verfestigen sich bei Dauerbelastung – ein Grund, warum langfristige, ganzheitliche Strategien so entscheidend sind.


Emotionales Essen und Darmgesundheit
Ständiger Stress belastet auf Dauer das Mikrobiom und verschlechtert die Darmgesundheit.

Was sagen aktuelle Studien?

  • Eine Studie aus 2023 zeigte, dass eine veränderte Mikrobiomzusammensetzung bei Frauen mit hoher Stressbelastung direkt mit reduzierter emotionaler Resilienz korreliert war (Wang et al., 2023).

  • Probiotische Supplementation mit Lactobacillus rhamnosus konnte in Tiermodellen die GABA-Rezeptorexpression im Gehirn verändern – und depressive Symptome lindern (Bravo et al., 2011).

  • Eine randomisierte Studie mit Bifidobacterium longum bei Reizdarm-Patient:innen belegte nicht nur eine Verbesserung gastrointestinaler Beschwerden, sondern auch eine signifikante Reduktion von Ängstlichkeit (Pinto-Sanchez et al., 2017).




Fazit

Die Darm-Hirn-Achse ist ein hochsensibles Kommunikationssystem – sie vermittelt zwischen deinem inneren Zustand und deinem Essverhalten. Ein gestörtes Gleichgewicht im Darm kann emotionale Regulation erschweren und den Griff zu Trostessen begünstigen. Umgekehrt kann eine darmfreundliche Ernährung helfen, emotionale Stabilität zu fördern.

Wer den Vagusnerv, das Mikrobiom und die Stressachsen reguliert, schafft die Basis für ein gesünderes Bauchgefühl – körperlich wie emotional.


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